Montag, 17. September 2007

Sklavenmärkte

Bei der Lektüre eines Beitrages im INSM-Watchblog fiel mir das "Institut zur Zukunft der Arbeit" auf. An sich völlig unspektakulär, mag man denken, denn neoliberale Think-Tanks sind in den letzten Jahren in einer großen Anzahl entstanden, um den Pöbel das Volk wenn schon nicht qualitativ, dann eben quantitativ zu beeindrucken. Denn qualitativ hapert es doch beim IZA ein wenig, wie folgendes ältere Beispiel von Focus zeigt.

Das brisanteste Modell präsentierte der Direktor für Arbeitsmarktpolitik am Bonner IZA-Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit, Hilmar Schneider. Er will mit Arbeitslosen-Auktionen Billiglöhner an den Mann bringen. Das stellt Schneider sich so vor: „Das Sozialamt schreibt ein Angebot für 80 arbeitslose Arbeitskräfte aus. Dann kann jeder bieten, ob Unternehmen oder Privathaushalt. Wer zum Beispiel Leute braucht, die ihm den Keller entrümpeln, gibt an, welchen Stundenlohn er dafür zu zahlen bereit ist. Das höchste Gebot gewinnt.“

Nimmt man jetzt noch den üblichen neoliberalen Schmarrn von "Einschränkung der Arbeitnehmerrechte", "längere Arbeitszeiten" und "Anhebung des Renteneintrittsalters" hinzu - der ja auch vom IZA vertreten wird, ergibt sich ein Gesamtbild, das mir verdächtig bekannt vorkommt. Das gab es doch schon mal?

Richtig, das erinnert einen doch stark an die Überlieferung der Sklavenmärkte in der Römischen Republik. Hier muss ich gestehen - sollten die "Reform"vorschläge weiter in diese Richtung gehen, würde es mich nicht erstaunen. Der Grund ist eigentlich ganz einfach: erstens geht die neoliberale Heilslehre im Sinne eines Hayeks unbedingt von einer politischen und wirtschaftlichen Elite aus, für welche die Regeln des Volkes nur bedingt bzw. keine Anwendung finden (Beispiel: höhere Löhne eines Arbeitnehmers stören den Wettbewerb, die höhere Vergütung eines Vorstandsvorsitzenden stört den Wettbewerb nicht); zweitens befinden sich die Demokratie und der Neoliberalismus in einem Spannungsfeld, aus Sicht des Neoliberalismus ist die Demokratie nicht wünschens- und erstrebenswert. Jedoch kann nur eine demokratische Basis die Freiheit und die Gleichheit aller Individuen gewährleisten.

Aber Gleichheit ist ja sozialistisches Teufelszeug...

Die Folgerung kann also nur sein: her mit den Sklavenmärkten!

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Montag, 10. September 2007

Der Exorzist (Teil IV)

Nach diesem Bericht hier bei Welt Online wurde mir schlagartig klar, warum Papst Benedikt XVI.1 den Exorzismus und Kurse hierfür wiederbelebt und welche konkreten Folgen das für Deutschland hat.

Denn der CDU-Generalsekretär Pofalla will Kruzifixe im öffentlichen Raum einführen2. Zum öffentlichen Raum gehören seiner Ansicht nach auch Schulen und Behörden.

Na, da bin ich aber mal gespannt auf das Kruzifix in meinem Büro...

"Satan weiche..."

Herrlich, diese Generation Pofalla.

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1 - a.k.a. Josef Ratzinger
2 - Und damit leider nicht nur auf Bayern begrenzt.

Samstag, 8. September 2007

Tierisch schlecht

Mit einer äußerst dummlichen und fragwürdigen PR-Kampagne versucht das von Schröderianer Peer Steinbrück geleitete Bundesfinanzministerium, dem Pöbel (also, äh, dem gemeinen Volk) die Verschuldungsfalle zu erklären.



Wenn man mal von den biologischen Unmöglichkeiten in diesem Spot absieht, die in einer Werbeposse ja durchaus zulässig sind, ergeben sich ganz andere logische Fragen. Auf diese findet man aber im Werbspot beinahe erwartungsgemäß keine Antwort findet. Hamstert Peer Steinbrück Steuereinnahmen bis er platzt? Oder hamstert er Steuereinnahmen, damit er nicht platzt (was die von mir vermutete Grundaussage ist)1?

Oder steckt eine ganz andere Aussage dahinter, die gar nichts mit der Staatsverschuldung zu tun hat? Denn Leute mit einem politischen Gedächtnis, das über den letzten Wahlgang hinaus reicht, werden sich erinnern: Steinbrück und Hamster - da war doch mal etwas.

Und richtig: Im Jahr 2003 kam es im Bundesland NRW zu einer Koalitionskrise zwischen der SPD und den Grünen, als Heulsuse Steinbrück von den Grünen verlangte, "...nicht nur Igel oder Hamster [zu] schützen, sondern Arbeitsplätze [zu] schaffen...". Aha. Hat sich Peer damals womöglich gewünscht, dass die Feldhamster allesamt platzen, damit bestimmte Aktivitäten wie der Bau eines Stein[brück]kohlekraftwerks geräuschlos über die Bühne gehen? Liegt ein psychologisches Hamsterproblem vor? Oder ist es also vielleicht seine persönliche Rache an den Grünen? So als eine Art Traumabewältigung?

Falls das stimmen sollte, sei noch eine weitere kleine Frage erlaubt - entstand der Werbefilm eigentlich aus dem persönlichen Budget des Bundesfinanzministers - oder wurden hierfür Steuergelder verwendet, die den Hamster platzen lassen?

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1 - na gut, an der Stelle wird es ja wieder biologisch unmöglich...

Mittwoch, 5. September 2007

Nachtflug

Der Frankfurter Flughafen soll bekanntlich um eine Start- und Landebahn im Norden ausgebaut werden. Als Ausgleich für die zu erwartende Lärm- und Schadstoffbelästigung bot der Flughafenbetreiber Fraport an, ein Nachtflugverbot einzuführen. Das wird vermutlich nicht mehr als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein sein, es ist aber nicht zu verachten.

Und gerade weil es nicht zu verachten ist, warnen die Wirtschaftsverbände, deren Vertreter wahrscheinlich gerade nicht in Flughafennähe wohnen, vor einem Nachtflugverbot. Es hieß wortwörtlich:

Die Standortqualität und die Wettbewerbsfähigkeit der exportorientierten deutschen Wirtschaft würden durch ein absolutes Nachtflugverbot irreparabel beschädigt.

Aus Sicht der Wirtschaft wäre also der Idealfall erreicht, wenn es einen Flughafenausbau und kein Nachtflugverbot gäbe. Wir lernen an dieser Stelle wieder: Das körperliche und seelische Wohlbefinden der Menschheit interessiert unsere Wirtschaftselite bzw. deren Vertreter was? Richtig, kein bisschen.

Okay, ich habe es zwar nicht anders erwartet, aber hoffen darf man ja.

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Sonntag, 2. September 2007

Kein Ende in Sicht

Die Meinung von Ulysses über "No end in sight" teile ich uneingeschränkt. Dieser Film muss bekannt gemacht werden, denn er dokumentiert die "500 Dinge, die man im Irak falsch machen konnte" sowie die famose Inkompetenz der amerikanischen Regierung, die alles von Kriegsführung und nichts von einem Wiederaufbau versteht:



Und eine politische Anmerkung sei noch erlaubt: Der ehemalige Bundeskanzler hat in seiner Regierungszeit eine ganze Menge falsch gemacht - als Höhepunkt nur mal die "Agenda 2010" genannt, in der Frage des Irak-Krieges allerdings war er ein Kanzler, auf den man Stolz sein konnte1.

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1 - auch wenn zugegebenermaßen die Motive des Gerhard S. nicht so ehrenwert gewesen sein mögen, wie ich es hier darstelle...

Eine Chance für die Liebe

Wie man (nicht nur, aber auch) aus der Frankfurter Rundschau erfährt, hat sich in Indien eine schöne und dramatische Liebesgeschichte abgespielt, wie sie eben nur das Leben schreiben kann.

Was ist passiert? Ein verliebter Elefant, befreite, von den Rufen einer Elefantendame angelockt, ebendiese aus einem Zirkus und brannte mit ihr in den Urwald durch. Wie ernst ihm diesen Anliegen war, erkennt man daran, dass er für sie einen Metallzaun überrannte. Für die Dame wiederum sei es Liebe auf den ersten Blick gewesen, denn sie folgte ihm bereitwillig.

Zurück blieb nur ein trauernder Zirkusdirektor, der vorrechnete, wie teuer ihn seine Elefantendame gekommen sei. Man darf annehmen, dass ähnliche Klagen in der Antike über durchgebrannte Sklaven/Sklavinnen wohl ähnlich ausgefallen sein mögen...

Möge ihre Flucht lange anhalten!

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Crabby Jack

- Wäre die Erde eine Bank, hätte man sie schon längst gerettet.

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Comments

...dumm nur, dass ich...
...dumm nur, dass ich gar kein Geld in der Schweiz...
derCobold - 10. April, 22:21
Ja Mist
Du hast recht, und ich dachte zuerst, es sei Altbundespräsident...
CrabbyJack - 8. Januar, 17:12
Wenn das im Hintergrund...
Wenn das im Hintergrund nicht mal Joachim Gauck ist.
derCobold - 7. Januar, 23:59
Respekt! Ganz schön früh...
Respekt! Ganz schön früh dran, dieses Jahr. Vielleicht...
derCobold - 10. Dezember, 09:03
Respekt! Ganz schön früh...
Respekt! Ganz schön früh dran, dieses Jahr. Vielleicht...
derCobold - 10. Dezember, 09:03
Wo kommt er her? Wo geht...
Wo kommt er her? Wo geht er hin? Fragen über Fragen...
derCobold - 8. Dezember, 19:58
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derCobold - 20. Juni, 20:52

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