Donnerstag, 29. November 2007

Ohne Filter

"Wie jetzt? Dabei hab ich doch einen Rußpartikelfilter nachgerüstet, dafür ordentlich Asche auf den Tisch gelegt - und jetzt kommt nach wie vor ungefilterter Ruß hinten raus?"

So oder so ähnlich dürfte sich mancher Dieselfahrer gefühlt haben, der sich in den letzten Jahren für gutes Geld einen sogenannten Rußpartikelfilter hat nachrüsten lassen. Der Staat hat dieses an sich positive Ansinnen - der Nachrüstung von Partikelfiltern, eigentlich ein Versäumnis der Automobilindustrie - steuerlich gefördert, rückwirkend zum 01. Januar 2006. So weit, so gut.

Es gibt nur einen Haken: bei einigen Filterherstellern gibt es nachweislich eine Unwirksamkeit des Filters, soll heißen: der filtert ja gar nicht (mehr...). Also mit Filter wie ohne Filter fahren. Und das bei schätzungsweise 40.000 Fahrzeugen. Und als sei das nicht schon skandalös und peinlich genug für die Herstellerfirmen - bei denen man getrost auch die technische Kompetenz anzweifeln darf - in der Bundesregierung scheinen die Leitungswege zudem extrem lang zu sein. Denn bereits unter Bundesumweltminister Trittin wurde angeregt, die Wirksamkeit der Billigfilter überprüfen zu lassen und spätestens seit Ende 2006 scheint festzustehen, welche Filter nichts taugen (mehr...).

Aber, was geschieht? Richtig... Däumchen-drehen... die ungefilterten Filter konnten mindestens ein Jahr lang weiter ihre Rußpartikel in der Gegend verstreuen, ohne dass die Bundesregierung oder die Herstellerfirmen aktiv werden. Klingt ja fast so, als ob Informationen bewusst gefiltert wurden - und zwar mit einem funktionierenden Filter. Und um der Dreistigkeit noch die Krone aufzusetzen wird ernsthaft darüber debattiert, ob und wieviel der arglose Autofahrer für die Tauschaktion seines unfilternden Filter zuschießen soll 1.

Na sauber.

Oder auch nicht.

- cut -

back to the lounge...

1 - Ich weiß, in Zeiten von Neoliberalismus usw. ist es völlig anachronistisch, aber trotzdem, die Verantwortlichen sind meiner Ansicht nach zu fragen: "Habt Ihr eigentlich gar keinen Anstand mehr?"

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Aurisa - 1. Dezember, 15:53

Soweit ich das verstanden habe ist es sogar noch schlimmer...
Demnach sind ALLE nachträglich eingebauten Rußfilter wenig bis gar nicht wirksam...
Es fehlt ihnen wohl die elektronische Regelung, die nur Filter haben, die ab Werk installiert sind... und ohne diese Regelung bringen Rußfilter wohl wenig...
Die ganze Nachrüstung war also eine unglaublich teure Nullnummer für die Umwelt...
Hätte die Politik schon viel früher Rußfilter ab Werk für alle Diesel zur Pflicht gemacht, wie es Umweltverbände schon ewig gefordert haben... das Problem hätte es nie gegeben...
Ja und jetzt sind ja Rußfilter für Holzöfen im Gespräch, die so 2000 Euro pro Stück kosten sollen...
Man darf gespannt sein, ob sich da hinterher dann auch wieder heraus stellt, daß die gar nichts bringen...
Typisch Politik eben... erst die Probleme über Jahre und Jahrzehnte leugnen und verdrängen... und dann in ebenso wilden wie wirkungslosen Aktionismus verfallen, wenn die Probleme irgendwann so groß geworden sind, daß man sie beim besten Willen nicht mehr verdrängen kann...
Viele Grüße
Aurisa

CrabbyJack - 1. Dezember, 17:59

Die Rußfilter für Heizöfen sind meiner Ansicht nach nur ein geschicktes Ablenkungsmanöver der Bundesregierung, um von den eigenen Pannen abzulenken. Und auch von der Tatsache, dass man offensichtlich die Gelegenheit nutzte, einen kritischen Geist um Umweltbundesamt fachgerecht zu entsorgen. Unglaublich.

Ansonsten, völlig richtig der Hinweis über die geringere Wirksamkeit aller nachgerüsteten Filter. Bei Wikipedia heißt es beispielsweise dazu, dass etwa 30-40% des Dieselrußes durch Nachrüstfilter gefiltert werden verglichen mit etwa 95% bei ab Werk eingebauten Filtern (mehr...). Allerdings sollte man an dieser Stelle schon differenzieren: es gibt Anbieter, welche die 40% einzuhalten scheinen, und es gibt Anbieter, die de facto nichts filtern. 40% sind immer noch besser als nichts, auch wenn ein großes Potenzial nach oben besteht.

Zur politischen Sicht noch einmal: es ist zudem peinlich, nur die Nachrüstfilter, die erwiesenermaßen schlechter arbeiten als ab Werk eingebaute Filter, steuerlich zu fördern und ab Werk eingebaute Filter nicht. Dabei ist der Umwelt mit den Filtern, die ab Werk eingebaut sind, mehr gedient, in jeglicher Hinsicht. Wer immer für diese seltsame Regelung gesorgt hat, wahrscheinlich irgendein oberschlauer Consultant, das hellste Licht war es nicht.

So long,

Crabby Jack

Crabby Jack

- Wäre die Erde eine Bank, hätte man sie schon längst gerettet.

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...dumm nur, dass ich...
...dumm nur, dass ich gar kein Geld in der Schweiz...
derCobold - 10. April, 22:21
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