Wer hat das nur zugelassen?
Ein Umzug mit einem Landkreiswechsel bringt unweigerlich eine sogenannte "Umschreibung von außerhalb ohne Halterwechsel" mit sich. Zumindest, wenn man, wie ich, noch einen vierrädrigen Gefährten sein eigen nennt.
Der Verfasser dieser Zeilen muss zu seiner eigenen Schande vorab gestehen, dass er die letzte generelle Zulassung eines Kfz im letzten Jahrtausend durchführen ließ. Man könnte wohlwollend sagen, er war etwas aus der Übung, in jedem Falle aber nahm das Drama seinen Lauf.
Die allererste Hürde, das neue Kennzeichen, war schon vorab per Internet reserviert. Dass es dies eines Tages geben würde, konnte ich mir 1995 auch nicht vorstellen, sollte für den weiteren Verlauf aber auch keine Rolle spielen.
Es folgte der erste Akt auf dem Parkplatz der Zulassungsstelle. Denn bevor es richtig losging, war erst einmal war Ratlosigkeit angesagt - wie bekommt man denn diese Nummernschilder aus der Halterung? Gibt es hier Nippel oder Laschen? Etwa gefühlte 10 min später und zwei abgebrochene Plastikhalter (miserable Qualität vom Verkäufers des Kfz) später folgte sodann der Auftriff in der Zulassungsstelle, mit Nummernschildern, die irgendwie ja dann doch aus ihrer Fassung kamen, jedenfalls, bevor ich selbige verlor.
Für Zulassungslaien wie den Autor ist es durchaus hilfreich, wenn auf der Zulassungsstelle ein "Anmeldung"-Schalter befindlich ist. Der war zwar nicht besetzt, es konnte aber nur eine Frage von Stunden sein. Schließlich erbarmt sich die ganz offensichtlich solitärspielende Kfz-Zulassungsangestellte von Schalter 32, bewegte sich zum Anmeldungsschalter, um mich erwartungsvoll anzuschauen. Warum könnte ich hier sein?
"Guten Tag", begann ich noch hoffnungsvoll, "ich würde gern eine Umschreibung vornehmen..."
"Washamsedennallesdabei?" war die gelangweilte Reaktion der Dame - eben noch einen grandiosen, neuen Rekord aufstellenden Sieg im Solitärspiel vor Augen - und ich reichte alle Unterlagen zur kritischen Durchsicht weiter.
Die Durchsicht geschah mit dem gewohnt akribischen Auge einer Kfz-Zulassungsangestellten, ehe ich mit einem entsetzen Gesichtausdruck bedacht wurde und den schockierten Ausruf entgegennahm:
"Der Fahrzeugschein! Der Fahrzeugschein fehlt!"
"Ah ja, natürlich, der Fahrzeugschein", wiederholte ich, einem depressiven Graupapagei gleich, nur um daraufhin meine Unterlagen wieder an mich zu nehmen und meinen ersten Abschied mit den Worten "Bin sofort wieder zurück" zu verbinden.
"Kommensedannwiederzumirandenschalter", rief mir die Angestellte noch nach, ein verhängnisvoller Satz, wie sich noch herausstellen sollte. Also wieder zum nummernschildlosen und vereinsamten Kfz zurück, den Fahrzeugschein geholt, bereit für den nächsten Versuch.
Auf der Zulassungsstelle befand sich die nach wie vor schrecklich gelangweilte und um einen famosen Sieg im Solitärspiel gebrachte Zulassungsangestellte wieder an ihrem Schalter 32 und ich befolgte ihren Ratschlag, sodann bei ebendieser Dame wieder aufzuschlagen.
Es galt, keine Zeit zu verlieren, schließlich gewinnt man Solitär nicht alle Tage und so wurde mein Erscheinen an Schalter 32 sogleich mit den erschütternden Worten "NeinichkannsiehiernichtbedienenbegebensiesichzurAnmeldung!" quittiert. Obrigkeitshörig wie sich das für einen verlorengegangenen preußischen Staatsbeamten gehörte, stellte ich mich bei der Schlange für die Anmeldung an, um zumindest einen Schritt weiterzukommen. Eine andere Dame, nicht solitärspielend, dafür mit einem noch akribischeren Adlerauge ausgestattet, sichtete die eingereichten Unterlagen mit einer Präzision, für die es gar keinen Vergleichsmaßstab gibt. Speziell der mittlerweile mit einem biometrischen Bild versehene Personalausweis wurde eingehend studiert und mit dem dazugehörigen Besitzer kritisch abgeglichen. Das war doch mein Ausweis, oder? Zweifel kamen auf, aber sie waren unbegründet. Sodann wurde aus Gründen, die mir nach wie vor nicht nachvollziehbar sind, die EC-Karte eingefordert und eine Bescheinigung für die Einreichung beim Schilderhersteller ausgestellt, die mir zusammen mit einer laufenden Nummer für den Expressschalter 32, der mir mittlerweile doch irgendwie bekannt vorkam, und den Worten:
"Gehensedamitzumschilderherstelleraufderanderenstraßenseitegegenüber" überreicht wurde.
Es folgte der erste Auftritt beim Schilderhersteller, die neuen Nummernschilder wurden zackig ausgestellt, ich wollte zur Tat, oder vielmehr: Bezahlung, schreiten, als ich feststellen musste, dass sich meine EC-Karte noch auf der Zulassungsstelle befand, richtig, da war doch was. Der Weg führte also schnurstracks zurück zur Zulassungsstelle, an die Anmeldung, wo der diensthabende Wachhund mich mit den Worten "Der Vorgang liegt schon bei der Kollegin am Expressschalter 32." begrüßte. Am Schalter 32 schließlich, wo sich die Kfz-Zulassungsangestellte weiterhin vergeblich in Solitär bemüht, dann ein verwirrter Blick, wo denn meine Kennzeichen seien, damit der Vorgang abgeschlossen werden kann. "Ich brauche noch meine EC-Karte zum Bezahlen der Nummernschilder", sagte ich, was die Dame mit einem Ausdruck des Bedauerns und der interessanten Frage: "Welche EC-Karte?" quittierte. "ACHSODIEHABICHVERGESSENIHNENZURÜCKZUGEBEN", schrie der knurrige Wachhund von der Anmeldung und nach einer akribisch durchgeführten Suche durch den mittlerweile angewachsenen Stapel aus TÜV- und AU-Bescheinigung, Kfz-Brief, diversen Formularen der Zulassungsstelle und Versicherungsnachweis wurde mir die EC-Karte wieder ausgehändigt.
Es folgt der zweite Auftritt beim Schilderhersteller, der wesentlich unspektakulärer vonstatten ging und in der Herausgabe der Schilder gipfelte.
Sollte sich das Blatt doch noch zum Guten wenden? Würden der Wachhund und die Solitärin ein Einsehen haben und Gnade walten lassen? Als ich zurückkam, verkündete der Monitor vor der Zulassungsstelle schon seit geraumer Zeit, dass mein Erscheinen am Expressschalter 32 nunmehr doch mehr als nur erwünscht ist und selbiges geschah dann auch. Die Nummernschilder wurden von der Solitärdame mit den vorhandenen Formularen auf eventuelle Unstimmigkeiten geprüft. Ja, alles sah gut aus, bis zu dem Moment, als die Solitärdame mir mit einem gewinnenden Lächeln verkünden durfte: "Dasmachtdannzweiundfünfzigachtzig." und ich eingestehen musste, dass dieser Betrag nur mit EC-Karte bezahlbar ist.
"Oh, oh, mit EC-Karte", wiederholte sie um dann anzuschließen: "Mein Schalter ist nicht für Kartenzahlung ausgestattet." Okay, und nun? "Ich stelle Ihnen eine Zahlungsanweisung aus, mit der gehen Sie dann zur Kasse, dort können Sie mit Karte zahlen und begeben sich anschließend wieder zu mir und ich händige Ihnen dann alles aus."
Die Kasse. Ah ja, die war auf der anderen Seite des Raumes, wo ich eine mailverfassende, aber nicht weniger gelangweilte Angestellte bei ihrer Arbeit stören sollte, die aber selbst offensichtlich gar nicht zuständig war und die Aktivität ihrer Kollegin überließ, die ihrerseits in der Handhabung mit der dortigen Technik nicht geübt war. Aber auch dieses Hindernis sollte den Gesamtvorgang nicht mehr sonderlich aufhalten.
Mit der Zahlungsbestätigung ausgestattet kehrte ich zur Solitärin zurück, nur um dann, ohne weitere Prüfung, alle Unterlagen sowie die Nummernschilder in Empfang zu nehmen. Sollte es dieses abrupte Ende gewesen sei?
Es sollte. Die Umschreibung war fertig. Ich auch. Irgendwie.
Der Verfasser dieser Zeilen muss zu seiner eigenen Schande vorab gestehen, dass er die letzte generelle Zulassung eines Kfz im letzten Jahrtausend durchführen ließ. Man könnte wohlwollend sagen, er war etwas aus der Übung, in jedem Falle aber nahm das Drama seinen Lauf.
Die allererste Hürde, das neue Kennzeichen, war schon vorab per Internet reserviert. Dass es dies eines Tages geben würde, konnte ich mir 1995 auch nicht vorstellen, sollte für den weiteren Verlauf aber auch keine Rolle spielen.
Es folgte der erste Akt auf dem Parkplatz der Zulassungsstelle. Denn bevor es richtig losging, war erst einmal war Ratlosigkeit angesagt - wie bekommt man denn diese Nummernschilder aus der Halterung? Gibt es hier Nippel oder Laschen? Etwa gefühlte 10 min später und zwei abgebrochene Plastikhalter (miserable Qualität vom Verkäufers des Kfz) später folgte sodann der Auftriff in der Zulassungsstelle, mit Nummernschildern, die irgendwie ja dann doch aus ihrer Fassung kamen, jedenfalls, bevor ich selbige verlor.
Für Zulassungslaien wie den Autor ist es durchaus hilfreich, wenn auf der Zulassungsstelle ein "Anmeldung"-Schalter befindlich ist. Der war zwar nicht besetzt, es konnte aber nur eine Frage von Stunden sein. Schließlich erbarmt sich die ganz offensichtlich solitärspielende Kfz-Zulassungsangestellte von Schalter 32, bewegte sich zum Anmeldungsschalter, um mich erwartungsvoll anzuschauen. Warum könnte ich hier sein?
"Guten Tag", begann ich noch hoffnungsvoll, "ich würde gern eine Umschreibung vornehmen..."
"Washamsedennallesdabei?" war die gelangweilte Reaktion der Dame - eben noch einen grandiosen, neuen Rekord aufstellenden Sieg im Solitärspiel vor Augen - und ich reichte alle Unterlagen zur kritischen Durchsicht weiter.
Die Durchsicht geschah mit dem gewohnt akribischen Auge einer Kfz-Zulassungsangestellten, ehe ich mit einem entsetzen Gesichtausdruck bedacht wurde und den schockierten Ausruf entgegennahm:
"Der Fahrzeugschein! Der Fahrzeugschein fehlt!"
"Ah ja, natürlich, der Fahrzeugschein", wiederholte ich, einem depressiven Graupapagei gleich, nur um daraufhin meine Unterlagen wieder an mich zu nehmen und meinen ersten Abschied mit den Worten "Bin sofort wieder zurück" zu verbinden.
"Kommensedannwiederzumirandenschalter", rief mir die Angestellte noch nach, ein verhängnisvoller Satz, wie sich noch herausstellen sollte. Also wieder zum nummernschildlosen und vereinsamten Kfz zurück, den Fahrzeugschein geholt, bereit für den nächsten Versuch.
Auf der Zulassungsstelle befand sich die nach wie vor schrecklich gelangweilte und um einen famosen Sieg im Solitärspiel gebrachte Zulassungsangestellte wieder an ihrem Schalter 32 und ich befolgte ihren Ratschlag, sodann bei ebendieser Dame wieder aufzuschlagen.
Es galt, keine Zeit zu verlieren, schließlich gewinnt man Solitär nicht alle Tage und so wurde mein Erscheinen an Schalter 32 sogleich mit den erschütternden Worten "NeinichkannsiehiernichtbedienenbegebensiesichzurAnmeldung!" quittiert. Obrigkeitshörig wie sich das für einen verlorengegangenen preußischen Staatsbeamten gehörte, stellte ich mich bei der Schlange für die Anmeldung an, um zumindest einen Schritt weiterzukommen. Eine andere Dame, nicht solitärspielend, dafür mit einem noch akribischeren Adlerauge ausgestattet, sichtete die eingereichten Unterlagen mit einer Präzision, für die es gar keinen Vergleichsmaßstab gibt. Speziell der mittlerweile mit einem biometrischen Bild versehene Personalausweis wurde eingehend studiert und mit dem dazugehörigen Besitzer kritisch abgeglichen. Das war doch mein Ausweis, oder? Zweifel kamen auf, aber sie waren unbegründet. Sodann wurde aus Gründen, die mir nach wie vor nicht nachvollziehbar sind, die EC-Karte eingefordert und eine Bescheinigung für die Einreichung beim Schilderhersteller ausgestellt, die mir zusammen mit einer laufenden Nummer für den Expressschalter 32, der mir mittlerweile doch irgendwie bekannt vorkam, und den Worten:
"Gehensedamitzumschilderherstelleraufderanderenstraßenseitegegenüber" überreicht wurde.
Es folgte der erste Auftritt beim Schilderhersteller, die neuen Nummernschilder wurden zackig ausgestellt, ich wollte zur Tat, oder vielmehr: Bezahlung, schreiten, als ich feststellen musste, dass sich meine EC-Karte noch auf der Zulassungsstelle befand, richtig, da war doch was. Der Weg führte also schnurstracks zurück zur Zulassungsstelle, an die Anmeldung, wo der diensthabende Wachhund mich mit den Worten "Der Vorgang liegt schon bei der Kollegin am Expressschalter 32." begrüßte. Am Schalter 32 schließlich, wo sich die Kfz-Zulassungsangestellte weiterhin vergeblich in Solitär bemüht, dann ein verwirrter Blick, wo denn meine Kennzeichen seien, damit der Vorgang abgeschlossen werden kann. "Ich brauche noch meine EC-Karte zum Bezahlen der Nummernschilder", sagte ich, was die Dame mit einem Ausdruck des Bedauerns und der interessanten Frage: "Welche EC-Karte?" quittierte. "ACHSODIEHABICHVERGESSENIHNENZURÜCKZUGEBEN", schrie der knurrige Wachhund von der Anmeldung und nach einer akribisch durchgeführten Suche durch den mittlerweile angewachsenen Stapel aus TÜV- und AU-Bescheinigung, Kfz-Brief, diversen Formularen der Zulassungsstelle und Versicherungsnachweis wurde mir die EC-Karte wieder ausgehändigt.
Es folgt der zweite Auftritt beim Schilderhersteller, der wesentlich unspektakulärer vonstatten ging und in der Herausgabe der Schilder gipfelte.
Sollte sich das Blatt doch noch zum Guten wenden? Würden der Wachhund und die Solitärin ein Einsehen haben und Gnade walten lassen? Als ich zurückkam, verkündete der Monitor vor der Zulassungsstelle schon seit geraumer Zeit, dass mein Erscheinen am Expressschalter 32 nunmehr doch mehr als nur erwünscht ist und selbiges geschah dann auch. Die Nummernschilder wurden von der Solitärdame mit den vorhandenen Formularen auf eventuelle Unstimmigkeiten geprüft. Ja, alles sah gut aus, bis zu dem Moment, als die Solitärdame mir mit einem gewinnenden Lächeln verkünden durfte: "Dasmachtdannzweiundfünfzigachtzig." und ich eingestehen musste, dass dieser Betrag nur mit EC-Karte bezahlbar ist.
"Oh, oh, mit EC-Karte", wiederholte sie um dann anzuschließen: "Mein Schalter ist nicht für Kartenzahlung ausgestattet." Okay, und nun? "Ich stelle Ihnen eine Zahlungsanweisung aus, mit der gehen Sie dann zur Kasse, dort können Sie mit Karte zahlen und begeben sich anschließend wieder zu mir und ich händige Ihnen dann alles aus."
Die Kasse. Ah ja, die war auf der anderen Seite des Raumes, wo ich eine mailverfassende, aber nicht weniger gelangweilte Angestellte bei ihrer Arbeit stören sollte, die aber selbst offensichtlich gar nicht zuständig war und die Aktivität ihrer Kollegin überließ, die ihrerseits in der Handhabung mit der dortigen Technik nicht geübt war. Aber auch dieses Hindernis sollte den Gesamtvorgang nicht mehr sonderlich aufhalten.
Mit der Zahlungsbestätigung ausgestattet kehrte ich zur Solitärin zurück, nur um dann, ohne weitere Prüfung, alle Unterlagen sowie die Nummernschilder in Empfang zu nehmen. Sollte es dieses abrupte Ende gewesen sei?
Es sollte. Die Umschreibung war fertig. Ich auch. Irgendwie.
CrabbyJack - 21. September, 19:34
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