Mist
Wer bei dem Mist, der einem tagtäglich in Funk, Fernsehen, Print- und Onlinemedien serviert wird, nicht zum Zyniker heranwächst, der scheint entweder komplett naiv zu sein oder er hat es schon hinter sich. Ich unterstelle übrigens, dass man die Leser/Hörer/Zuseher für völlig naiv hält und sie dementsprechend zu manipulieren versucht, was leider auch gelingt. Aber was ist passiert?
Da schau ich einmal Fernsehen, ganz konkret die "Tagesschau"1 am 21.11.2007, und was wird mir gezeigt? Eine völlig unreflektierter und meiner Ansicht nach fragwürdiger Beitrag über eine fragwürdige Veranstaltung der Rentenversicherung, bei der mindestens 20.000x darauf hingewiesen wird, dass die Rentenbeiträge sinken, wir aber alle privat vorsorgenmüssen sollen, vor allem aber Langzeitarbeitslose und Niedrigverdiener2. Ein erschreckender Bericht, der einem vor Augen führen soll, dass es womöglich schon zu spät ist, mit der privaten Rente zu beginnen. "Begründet" wird die private Vorsorge mit dem bekannten Kassenschlager "Demographie" (scheinbar zieht "Globalisierung" da im Augenblick nicht bzw. wäre dann doch zu durchschaubar gewesen, sonst hätte man diesen Ausdruck gebraucht; obwohl, vielleicht wurde er gebraucht und ich hab ihn einfach nicht wahrgenommen, spricht für einen guten akustischen Filter).
Was der Bericht aber (hier die Online-Ausgabe) mal wieder verschweigt, wie die "Tagesschau" eben öfter mal was verschweigt, ist Folgendes und würde einem kritischen Journalisten gut zu Gesicht stehen:
back to the lounge...
1 - Ich meide diese Sendung eigentlich nach der hervorragenden Analyse von Walter van Rossum.
2 - Mit ein klein wenig gesundem Menschenverstand, der bei diesen Diskussionen nicht sonderlich ausgeprägt ist, hätte man sich den Hinweis sparen können: wer kein Geld hat, kann auch nichts anlegen. Und wem der Lohn gekürzt wird, bei dem geht es erst recht nicht.
3 - Aber das bisschen, was man selbst netto mehr auf der Kralle geht, soll ja wieder für die private Rente ausgegeben werden. Unter Umständen kommt aber auch ein bayrischer Bauernvertreter auf die Idee, durch die "gestiegenen Nettolöhne" für eine kleine Preisrunde bei der Milch zu sorgen; es hat ja jeder mehr...
4 - Von der Tatsache mal ganz abgesehen, dass es vielen einfach an der Kohle für diesen Mist mangelt, aber auch hier: mit ein wenig gesundem Menschenverstand hätte man das alles selbst erkennen können.
Da schau ich einmal Fernsehen, ganz konkret die "Tagesschau"1 am 21.11.2007, und was wird mir gezeigt? Eine völlig unreflektierter und meiner Ansicht nach fragwürdiger Beitrag über eine fragwürdige Veranstaltung der Rentenversicherung, bei der mindestens 20.000x darauf hingewiesen wird, dass die Rentenbeiträge sinken, wir aber alle privat vorsorgen
Was der Bericht aber (hier die Online-Ausgabe) mal wieder verschweigt, wie die "Tagesschau" eben öfter mal was verschweigt, ist Folgendes und würde einem kritischen Journalisten gut zu Gesicht stehen:
- Auf die "Methusalem-Lüge" der Demografie wurde zurecht schon häufig genug hingewiesen. Kritisch hinterfragt wird das nicht, dabei erscheint es mir völlig absurd, dass man ernsthaft in Kategorien denkt wie "2040 leben nur noch 50 Mio. Menschen in Deutschland" oder "wenn sie heute 20 EUR in die Rentenkasse einzahlen bleibt demografisch bedingt im Jahre 2107 nur 3 Cent übrig", wenn man schon die letzten Jahre, also bei kurzfristiger Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung, seine Schwierigkeiten mit den statistischen Daten hatte. Soll heißen: es gab mehr Menschen in Deutschland als prognostiziert. Deutet für mich eher auf tolle Rechenfehler anstatt seriöser Untersuchungen hin...
- Die Senkung der Rentenversicherungsbeiträge sorgt für geringere Bruttolohnkosten, da diese ja Bestandteil des Bruttolohnes sind (mehr...). Das erfreut das Arbeitgeberherz, für die Arbeitnehmer, die hälftig natürlich auch profitieren3, gilt aber der nächste Punkt.
- Diese Senkung der Rentenversicherungsbeiträge geht auch einher mit einem Absenken des Rentenniveaus. Das Rentenniveau, nur noch mal zur Erinnerung, ist "das Verhältnis zwischen der durchschnittlichen Rente und dem Durchschnittseinkommen" von Erwerbstätigen. Genauer ausgedrückt: etwas mehr im Geldbeutel, etwas weniger Rente später. Das Letztere führt uns aber zum nächsten Punkt.
- Um also wieder auf das ursprüngliche Rentenniveau zu kommen, soll sich der Arbeitnehmer privat versichern. Zum Beispiel mit der sagenhaften und allseits beliebten Riester-Rente. Das heißt, dass ein Erwerbstätiger also zusätzlich zu den Rentenversicherungsbeiträgen noch weitere monatliche Aufwendungen hat, bei denen ich infrage stellen möchte, ob dieser Mehraufwand das mögliche Ergebnis rechtfertigt. Es freuen sich darüber natürlich...
- ...die charmanten Berater von Banken, Sparkassen und Versicherungen, deren liebstes Bestreben wäre, dass man die gesetzliche Rentenversicherung vollständig abschafft und das freigewordene Geld (naja vermutlich noch viel mehr) in ein grandioses Rentenprodukt steckt, bei dem sich eine ganze Menge an Beteiligten die Hände reiben, nur eben nicht die Person, die das alles bezahlt.
- Aber als sei dem nicht genug, durch die höheren Aufwendungen der Erwerbstätigen bleibt unter dem Strich natürlich weniger Geld übrig, mit dem dann konsumiert wird - aber wen interessiert schon das bisschen Binnenkonjunktur?
- Tja, und wenn man privat vorsorgen muss, bedeutet es natürlich auch, dass man eine Menge Zeit mitbringen sollte. Das kritisieren die Finanzdienstleister nämlich inzwischen auch, dass man sich selbst zu wenig für die tollen Produkte interessiert, die einem da angeboten werden (mehr...)4. Na gut, dieser Bericht wird wieder ein paar Leuten Angst gemacht haben, die sich jetzt vertrauensvoll an ihre Finanzberater wenden.
- Wie also schon festgestellt, bei dieser interessanten Schmierenkomödie gibt es eigentlich nur einen Verlierer und viele Gewinner. Das werden einem die freundlichen Berater der Banken, Sparkassen und Versicherung nicht auf die Nase binden. Obwohl das wenigstens ehrlich wäre.
back to the lounge...
1 - Ich meide diese Sendung eigentlich nach der hervorragenden Analyse von Walter van Rossum.
2 - Mit ein klein wenig gesundem Menschenverstand, der bei diesen Diskussionen nicht sonderlich ausgeprägt ist, hätte man sich den Hinweis sparen können: wer kein Geld hat, kann auch nichts anlegen. Und wem der Lohn gekürzt wird, bei dem geht es erst recht nicht.
3 - Aber das bisschen, was man selbst netto mehr auf der Kralle geht, soll ja wieder für die private Rente ausgegeben werden. Unter Umständen kommt aber auch ein bayrischer Bauernvertreter auf die Idee, durch die "gestiegenen Nettolöhne" für eine kleine Preisrunde bei der Milch zu sorgen; es hat ja jeder mehr...
4 - Von der Tatsache mal ganz abgesehen, dass es vielen einfach an der Kohle für diesen Mist mangelt, aber auch hier: mit ein wenig gesundem Menschenverstand hätte man das alles selbst erkennen können.
CrabbyJack - 22. November, 16:52
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