Geh, ach(t)... [edit]
Der CrabbyJack hat natürlich gut reden - nimmt nicht an der Demo der Globalisierungskritiker teil, schreibt aber dennoch darüber. In der Hinsicht unterscheidet er sich nicht von den Leitartikelschreibern der großen Zeitungen, die sich in den letzten Tagen regelrecht darin ergötzt haben, mit dem Zeigefinger auf alle Demonstranten zu zeigen und pauschal jegliche Globalisierungskritik mit einem Federstrich zu diskreditieren. Sicher, ein gewaltbereiter, dämlicher Haufen liefert sich Straßenschlachten mit der Polizei, das ist fürwahr kein Ruhmesblatt für die Demonstrationen.
Die gewalttätigen Ausschreitungen sind auch zu keinem Zeitpunkt gerechtfertigt gewesen. Daran gibt es nichts zu beschönigen, das kann man nicht anders als dumm bezeichnen (als einzige Einschränkung will ich hier werten, dass es unterschiedliche Augenzeugenberichte zu den Vorfällen gibt; wer hier glaubhaft ist und wer nicht, kann ich allerdings nicht beurteilen. Zweifel an der offiziellen Verlautbarung der Regierung sind angebracht, genauso allerdings auch auf der Gegenseite).
Wenn sich aber die Medienseite - wie bei SPON oder der Rundschau geschehen - jetzt die Standpunkte der Regierigen zu eigen zu machen (man liest O-Ton Reinhard Mohr bei SPON "man kann auch "Geruchsproben" für instinktlos und den riesigen Sicherheitsaufwand für übertrieben oder sogar irre halten - ganz grundlos war das alles offensichtlich nicht."), nachdem man vorher die gleiche Regierung für ihr rechtsbeugendes und verfassungswidriges Verhalten kritisiert hat, dann kann man das nur noch als frech, unverschämt und völlig undifferenziert bezeichnen. Da wird wie in besten 68er Zeiten der Demonstrant, der, man kann es gar nicht oft genug betonen, sein Bürgerrecht wahrnimmt, als kollektiv kriminell gebrandmarkt und seine Ziele und Ideale, für die es sich allemal lohnt zu kämpfen und die im übrigen ehrenwerter sind als das belanglose, banale Geschwafel der G8-Regierungschefs, bei dieser Gelegenheit beerdigt. Es gibt da nur noch schwarz und weiß, und als hätte man es anders erwartet, die Globalisierungskritiker sind die Bösen, die G8-Teilnehmer die Guten (da hilft nicht mal die Anwesenheit von George W. Bush, zur Räson zu kommen).
Auffällig ist übrigens auch, dass in der fast schon als Hetze zu bezeichnenden Kampagne gegen die Demonstranten, sich Journalisten zu Vergleichen hinreissen lassen, die einer näheren Betrachtung nicht standhalten und sogar gefährliche weitere Gedankengänge provozieren. So vergleicht Uwe Vorkötter in seinem Meinungsbeitrag der Frankfurter Rundschau die Situation in Rostock mit der in Genua im Jahre 2000. Dabei sollte auch Uwe Vorkötter nicht entgangen sein, dass in Genua seinerzeit mit Wissen der Regierung Berlusconi die Proteste der Demonstranten bewusst in eine gewalttätige Richtung gelenkt und friedfertige Demonstranten von Mitgliedern der "Forza Nuova" unterwandert wurden. Übrigens gab es auch damals einen "schwarzen Block". Aber wer Genua mit Rostock vergleicht, der muss sich eben auch fragen lassen: wurden hier Agents provocateurs eingesetzt? Verbunden mit dem Hintergedanken, dass es bei einem protestwilligen Volk gute Gründe braucht, um die Freiheitsrechte weiter einzuschränken?
Die Medien, so scheint es, sind in der Frage bald ganz auf der Linie der Regierung. Und ganz zynisch gedacht sollte für den weiteren Fortgang der Vorratsdatenspeicherung beispielsweise die Situation beim G8-Gipfel geradezu ein Glücksfall sein.
Lassen wir es trotzdem nicht soweit kommen. Zeigen wir den Gewalttätern die rote Karte. Aber lasst uns nicht die Inhalte vergessen, für welche die Globalisierungskritiker stehen. Denn sie haben sich nicht verändert und sind es nach wie vor wert, diskutiert zu werden.
- cut -
back to the loge...
[Nachtrag vom 08. Juni 2007: da scheine ich mit dem Agent provocateur ja einen guten Riecher gehabt zu haben, sollten sich die Inhalte dieses SPON-Berichtes hier bestätigen.]
Die gewalttätigen Ausschreitungen sind auch zu keinem Zeitpunkt gerechtfertigt gewesen. Daran gibt es nichts zu beschönigen, das kann man nicht anders als dumm bezeichnen (als einzige Einschränkung will ich hier werten, dass es unterschiedliche Augenzeugenberichte zu den Vorfällen gibt; wer hier glaubhaft ist und wer nicht, kann ich allerdings nicht beurteilen. Zweifel an der offiziellen Verlautbarung der Regierung sind angebracht, genauso allerdings auch auf der Gegenseite).
Wenn sich aber die Medienseite - wie bei SPON oder der Rundschau geschehen - jetzt die Standpunkte der Regierigen zu eigen zu machen (man liest O-Ton Reinhard Mohr bei SPON "man kann auch "Geruchsproben" für instinktlos und den riesigen Sicherheitsaufwand für übertrieben oder sogar irre halten - ganz grundlos war das alles offensichtlich nicht."), nachdem man vorher die gleiche Regierung für ihr rechtsbeugendes und verfassungswidriges Verhalten kritisiert hat, dann kann man das nur noch als frech, unverschämt und völlig undifferenziert bezeichnen. Da wird wie in besten 68er Zeiten der Demonstrant, der, man kann es gar nicht oft genug betonen, sein Bürgerrecht wahrnimmt, als kollektiv kriminell gebrandmarkt und seine Ziele und Ideale, für die es sich allemal lohnt zu kämpfen und die im übrigen ehrenwerter sind als das belanglose, banale Geschwafel der G8-Regierungschefs, bei dieser Gelegenheit beerdigt. Es gibt da nur noch schwarz und weiß, und als hätte man es anders erwartet, die Globalisierungskritiker sind die Bösen, die G8-Teilnehmer die Guten (da hilft nicht mal die Anwesenheit von George W. Bush, zur Räson zu kommen).
Auffällig ist übrigens auch, dass in der fast schon als Hetze zu bezeichnenden Kampagne gegen die Demonstranten, sich Journalisten zu Vergleichen hinreissen lassen, die einer näheren Betrachtung nicht standhalten und sogar gefährliche weitere Gedankengänge provozieren. So vergleicht Uwe Vorkötter in seinem Meinungsbeitrag der Frankfurter Rundschau die Situation in Rostock mit der in Genua im Jahre 2000. Dabei sollte auch Uwe Vorkötter nicht entgangen sein, dass in Genua seinerzeit mit Wissen der Regierung Berlusconi die Proteste der Demonstranten bewusst in eine gewalttätige Richtung gelenkt und friedfertige Demonstranten von Mitgliedern der "Forza Nuova" unterwandert wurden. Übrigens gab es auch damals einen "schwarzen Block". Aber wer Genua mit Rostock vergleicht, der muss sich eben auch fragen lassen: wurden hier Agents provocateurs eingesetzt? Verbunden mit dem Hintergedanken, dass es bei einem protestwilligen Volk gute Gründe braucht, um die Freiheitsrechte weiter einzuschränken?
Die Medien, so scheint es, sind in der Frage bald ganz auf der Linie der Regierung. Und ganz zynisch gedacht sollte für den weiteren Fortgang der Vorratsdatenspeicherung beispielsweise die Situation beim G8-Gipfel geradezu ein Glücksfall sein.
Lassen wir es trotzdem nicht soweit kommen. Zeigen wir den Gewalttätern die rote Karte. Aber lasst uns nicht die Inhalte vergessen, für welche die Globalisierungskritiker stehen. Denn sie haben sich nicht verändert und sind es nach wie vor wert, diskutiert zu werden.
- cut -
back to the loge...
[Nachtrag vom 08. Juni 2007: da scheine ich mit dem Agent provocateur ja einen guten Riecher gehabt zu haben, sollten sich die Inhalte dieses SPON-Berichtes hier bestätigen.]
CrabbyJack - 4. Juni, 18:54
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